Mehr als Worte

Wenn wir das Wort „Zuhören“ hören, denken wir in der Regel sofort daran, anderen zuzuhören. Leider vergessen wir dabei oft einen wichtigen Schritt davor: Uns zuerst selbst zuzuhören.

Dies ist mein Beitrag zur Blogparade von Veronika Krytzner zum Thema Zuhören.

Zuhören ist meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil von Liebe. Und das geht weit über das bloße äußere Hören von Worten hinaus. Wir sehen uns danach, mit allem, was wir sind, gehört, gesehen und wahrgenommen zu werden. Wir wollen, dass der andere versteht, was wir meinen, wie wir uns fühlen, wer wir sind.

 

Von Anfang an

Schon von Geburt an, sind wir darauf angewiesen, dass uns jemand zuhört. Es ist überlebenswichtig für uns, dass unsere Mama hört, wie es uns geht, wann wir Hunger haben, was wir gerade im Moment brauchen.

Doch oft waren unsere Eltern und unser Umfeld zu beschäftigt oder überfordert, um uns wirklich zuzuhören. So haben wir innerlich die falsche Schlußfolgerung gezogen, dass es nicht wichtig ist, was wir zu sagen haben. Das hat bei vielen von uns einen tiefen Schmerz hinterlassen.

Tragischerweise behandeln wir uns oft selbst noch genau so, wie wir in der Kindheit behandelt wurden. Du selbst bist dein schärfster Kritiker, gnadenlosester Richter und erbarmungslosester Henker. Ich weiß genau, wie sich das anfühlt, denn fast mein ganzes Leben war das so, bis ich angefangen habe, mich selbst zu lieben und mir selbst zuzuhören.

 

Nach innen gehen

Niemand hat uns gezeigt, dass wir in unserem Inneren alles finden, wonach wir uns immer gesehnt haben. So haben wir begonnen, im Außen zu suchen.

Doch anstatt weiter zu suchen und zu hoffen, dass dir jemand anders zuhört, kannst du ganz einfach anfangen, dir selbst zuzuhören  – als Zeichen deiner Liebe zu dir.

Und wie? fragst du dich jetzt vielleicht.

Hier meine Top 5 Tipps, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe und immer noch mache:

 

  • Geh in die Stille: Setz dich jeden Morgen mindenstens 5 Minuten auf den Boden (auf ein Kissen) und sei still. Höre deiner inneren Stimme zu, ohne sie zu be- oder verurteilen. Versuche, nicht innerlich wegzugehen und dich in Geschichten zu verstricken. Lass einfach alles da sein, was gerade da ist, du musst nicht besonders „spirituell“ sein. Lass auch die negativen Gefühle und Gedanken einfach da sein, ohne sie wegmachen zu wollen. Am Anfang wird es dir vielleicht schwerfallen und die 5 Minuten werden dir vorkommen wie Stunden. Dann fang einfach mit 1 Minute an und steigere dich langsam.
  • Schreib es auf: Setze dich jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen hin und schreibe mindestens eine Din A4-Seite voll. Einfach drauflosschreiben, alles, was kommt. Auch z. B. Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Diese Übung ist doof, da hab ich keine Lust drauf usw.
  • Sing für dich: Sing ein Lied im Radio mit, das dir gefällt, z. B. ein Liebeslied, nur für dich und genieße es, deine Stimme zu hören oder singe frei von der Leber weg
  • Lies dir laut eine Geschichte vor: Dein inneres Kind freut sich vielleicht über ein Märchen oder eine Gute-Nacht-Geschichte. Es muss auch nicht so lang sein. Fang mit ein paar Sätzen an.
  • Frag dich jeden Tag mehrmals: Wie geht es dir gerade, (dein Name)? WIe fühlst du dich im Moment? Was beschäftigt dich? Und dann hör dir einfach zu.

 

Gerade etwas laut auszusprechen, um es selbst zu hören, ist sehr wirkungsvoll. Ich erlebe das immer in meinen Coaching-Sitzungen, wenn ich meine Klientinnen am Anfang einlade zu erzählen, was ihnen auf dem Herzen liegt.

Es ist unglaublich befreiend, alles, was sonst oft so ungreifbar im Kopf rumschwirrt, auf den Punkt zu bringen, in Worte zu fassen und auszusprechen. Das bringt ganz viel Klarheit und es tut einfach gut, alles, was einen belastet, endlich mal auszusprechen und sich selbst zuzuhören. Denn das ist immer der erste Schritt. Es ist wie ein Statement. Ein Zu-dir-stehen. Ein Ja, da stehe ich im Moment, so fühle ich mich. Und von da aus kann es weiter gehen.

 

 

„Wenn Sie wirklich zuhören, dann geschieht dabei ein Wunder. Das Wunder besteht darin, dass Sie ganz bei dem sind, was gesagt wird, und gleichzeitig Ihren eigenen Reaktionen lauschen.”

Jiddu Krishnamurti

 

Jemand anderem wirklich zuzuhören ist meiner Meinung nach erst möglich, wenn ich mir selbst wirklich zuhöre. Denn dann bin ich ganz tief mit mir selbst verbunden und wirklich offen für das, was der andere zu sagen hat. Dann fühlt sich mein Gegenüber auch gehört, mit allen, was er mitbringt. So kann echter Kontakt entstehen.

 

Die einfachste Art, einen Menschen zu ehren, ist ihm zuzuhören. 

Martin Buber

 

Vor allem wenn du von Natur aus ein „guter Zuhörer“ bist wie ich, ist es wichtig, auch und zuerst dir selbst zuzuhören, weil du sonst irgendwann ausgebrannt bist .

Du wirst feststellen, je mehr du dir selbst zuhörst, desto unabhängiger wirst du davon, ob dir andere zuhören. Und wunderbarerweise hören dir dann viel mehr Menschen zu und du kannst anderen auch leichter zuhören, weil das Bedürfnis in deinem Inneren, selbst gehört zu werden, gestillt ist und du nicht mehr (unbewusst) darauf wartest, endlich selbst zu Wort zu kommen.

So, und jetzt bist du dran. Bist du eher ein guter oder schlechter Zuhörer? Hörst du dir selbst zu? Welche Tipps hast du fürs Zuhören? Ich freu mich auf deine Kommentare und danke Veronika ganz herzlich für ihre Einladung zu ihrer Blogparade, die mich dazu gebracht hat, meine Gedanken zu diesem Thema in Worte zu fassen und auszusprechen, so dass ich sie selbst hören kann.

Alles Liebe

Christine

 

 

 

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5 Responses to Mehr als Worte

  1. Liebe Christine – herzlichen Dank für Deinen Beitrag zur Blogparade. Mir gefällt der Aspekt des Sich-Selbst-Zuhören sehr gut. Jemanden anderen zuhören, ist erst dann möglich, wenn man gelernt, sich selbst zu zuhören. Das finde ich richtig gut.

    Von Herzen liebe Grüße
    Veronika

  2. Liebe Veronika,

    danke für deine Zeilen, ich freu mich sehr darüber. Ich danke dir für die Einladung zu deiner Blogparade. Das Thema „Zuhören“ hat so viele Facetten, da sind so viele schöne Beiträge entstanden – toll!

    Alles Liebe
    Christine

  3. Liebe Christine,
    toller Beitrag über das Zuhören, den ich so aus meiner eigenen Erfahrung unbedingt unterschreiben kann. Einfach großartig.
    Wenn du magst, wir sind ja ähnlich unterwegs, bist du herzlich eingeladen, dich auch an meiner laufenden Blogparade zum Thema Glück zu beteiligen. Alles, was dir zum Thema Glück einfällt ist willkommen.
    Liebe Grüße
    Frank

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